Das Akkordeon in verschiedensten Facetten – Spezialkonzert des AKKORDEUS in der Kirche Fehraltorf

Am Samstag, 18. März 2006 gastierte das Akkordeon Ensemble Uster ein weiteres Mal in der Kirche Fehraltorf. Unter der Leitung von Pierrette Hohl und Daniel Studer spielte das Ensemble in wechselnder Besetzung vor zahlreich erschienenem Publikum und begeisterte mit einem abwechslungsreichen und kurzweiligen Programm.

preludioIm Raum herrschte von Anfang an eine lockere und doch sehr konzentrierte Atmosphäre. Es galt zu feiern: insgesamt sechs Mitglieder des AKKORDEUS feiern in diesem Jahr einen runden Geburtstag, dies war denn auch der Anlass für dieses Spezialkonzert, in dem viele Facetten des Instrumentes Akkordeon, zum Teil in höchsten Schwierigkeitsgraden, vorgestellt wurden.

Das Konzert wurde würdevoll mit dem „Preludio“ von Alexander Jekic eröffnet. Die kirchlich anmutenden Klänge zogen das Publikum sogleich in ihren Bann. Als nächstes folgte eine Fantasie über „O du lieber Augustin“ von Peter Stricker. Hier waren die Spieler das erste Mal stark gefordert, denn das Stück zeichnet sich durch mehrere Taktwechsel und das Wandern der Hauptstimme durch alle Register aus. Wie sich im Laufe des Abends zur Freude Aller herausstellte, war der Komponist dieses Stückes persönlich am Konzert anwesend.

mozartVor der Pause folgte das längste Stück des Konzertes. Ein Akkordeonquintett spielte – passend zum Mozart-Jubiläumsjahr – das Quintett in Es-Dur (KV 452) von W. A. Mozart. Ursprünglich für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Klavier geschrieben, präsentierten die fünf Solisten René Gerber, Pierrette Hohl, Alain Freymond, Andreas Hanhart und Michael Hohl (Klavier) das 3-sätzige Stück in einer Version für vier Akkordeons und Klavier. Der fehlende charakteristische Bläserklang wurde durch einfühlsames Spiel und elegante Tongebung leicht wettgemacht. Insbesondere der sentimental anmutende Mittelsatz regte dabei zum Träumen an. Das Publikum drückte seine Zufriedenheit mit einem langen und herzlichen Applaus aus.

Der zweite Teil des Konzertes begann mit dem ersten Satz der „Nordischen Sonate“ von Gerhard Mohr. Auch dieses Stück verlangte aufgrund der Virtuosität in allen Stimmen Höchstkonzentration. Gewisse Klänge erinnerten an nordische Volksweisen, worauf der Titel des Stückes möglicherweise zurückzuführen ist. Die jugendlichen Spieler des AKKORDEUS zeigten sich daraufhin mit zwei Stücken von T. Eckberg und Hans-Günter Kölz von ihrer besten Seite. Die Solo- und Tutti-Passagen des ersten Stückes wurden mit differenzierter Dynamik vorgetragen und das zweite Stück überzeugte durch Präzision und frisches Spiel.

adiosRené Gerber spielte daraufhin als Solist eine Sonate in E-Dur von Domenico Scarlatti. Das Stück besteht aus schnellen virtuosen und lyrischen Abschnitten. Der Auftritt des Solisten bestach durch Sicherheit und Einfühlungsvermögen und die Ausgewogenheit im Spiel von linker und rechter Hand. Es wurde deshalb auch eine Zugabe vom Publikum gefordert, was René Gerber mit einer weiteren etwas kürzeren Scarlatti-Sonate einlöste.
Eine kleinere Formation mit Schlagzeugbegleitung (Hanspeter Galenda), führte eine moderne Komposition von Anton Devátý auf. Zwei rhythmische Aussenabschnitte umrahmen einen etwas lyrischeren Mittelteil. Rhythmisch komplex, wurde das Stück durch die Formation eindrucksvoll gemeistert. Auch nicht ganz einfach gestaltete sich „Adios Nonino“ von Astor Piazzolla – ein Tango, der vom Komponisten anlässlich des Todes seines Grossvaters geschrieben wurde. Wunderschöne traurige Melodien und rhythmische Passagen erfüllten die kirchlichen Räume.

bandDass das Akkordeon auch im Rock-Pop-Bereich der Musik begeistern kann, bewiesen die Solisten Patrick May (Akkordeon), Andreas Schaufelberger (E-Bass) und Pascal Schellenberg (Cajon), die einen rasanten Auftritt mit „La Tortura“ von Shakira zeigten. Das Publikum verlangte begeistert nach einer Zugabe.

Als letztes Stück auf dem Programm stand „Ungarland“ von Heinz Gengler (Arrangement Rudolf Würthner), das, wie der Titel ankündigt, osteuropäische Klangfarben aufzeigt. Die letzte Zugabe – „Oblivion“ von Astor Piazzolla –, vorgetragen durch ein grösseres Ensemble und dem Solisten Andreas Hanhart, beendete den gelungenen Konzertabend mit weichen, leisen Klängen.

Claudia Heine